Start der Podcast-Reihe „machtmenschmaschine“

Digitale Technik und Nachhaltigkeit: Start der Podcast-Reihe „machtmenschmaschine“

Der Einsatz digitaler Technik krempelt hier in Deutschland unser aller Leben um. In Zeiten der COVID19-Krise arbeiten Millionen von Menschen im Home Office und nutzen Videokonferenzen. Wir lernen unsere LiebespartnerInnen nicht mehr in der Kneipe, sondern auf Online-Plattformen kennen. Computer-Programme geben Hinweise, wo PolizistInnen abends auf Streife gehen sollen. Navigationsgeräte leiten uns durch Innenstädte. Organisierte Trollarmeen aus unterschiedlichen Staaten versuchen auf sozialen Plattformen das politische Klima zu beeinflussen. Scoring-Programme berechnen unsere Kreditwürdigkeit. Algorithmen sorgen dafür, dass zukünftig Elektroautos mit dem Strombedarf von Kühlschränken abgeglichen werden.

Digitale Vorreitertechnologien wie etwa Künstliche Intelligenz, Neuronale Netze oder Blockchain regen die einen in unserer Gesellschaft zu hochfliegenden Träumen oder auch zu schlichter Goldgräberstimmung an: Werden Roboter schwierige oder unangenehme Arbeiten erleichtern? Werden wir Erwerbsarbeit überflüssig machen können? Werden Gerichtsurteile durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz gerechter und objektiver? Werden wir Banken durch selbstbestimmte Währungen ersetzen? Die anderen sehen dagegen eine Welt voller Risiken auf uns zu kommen: Wird zukünftig unser Leben durch digitale Kontrollsysteme vollständig reguliert? Wird der Energiehunger der Maschinen auch noch die letzten ökologischen Ressourcen auffressen?

Im Rahmen des Stakeholder Dialogprojekts Blockchain Nachhaltig beschäftigt sich eine Podcast-Reihe unter dem Namen machtmenschmaschine mit solchen und verwandten Fragen. Technologien wie Blockchains, Smart Contracts und Distributed Ledgers werden als Aufhänger genommen, um Laien einen Einblick zu geben, wie Digitalisierung zusammenhängt mit: Wandel der Arbeitswelt, Verlässlichkeit von Informationen, Persönlichkeitsrechten, Umwelt- und Klimaschutz, zukunftsfähige Lebensstile, Mensch-Maschine-Interaktion, Kommerzialisierung und Verrechtlichung des Lebens. In etwa 10 Folgen wollen Susann Kabisch, Jens Scholz und Julio Lambing gemeinsam mit Expertinnen herausfinden was die neuen Technologien zu einem besseren Leben beitragen können – wenn sie etwas beitragen können. Als Gäste sind unter anderem geplant: Die „utopian fiction“-Autorin Julia Fuchte, der Blockchain-Experte Dr. Colin Glass, der Sozialwissenschaftler Moritz Hütten, die politischen Philosophin Dr. Mareike Kajewski, der Technikphilosoph Prof. Dr. Andreas Kaminski und der Nachhaltigkeitsexperte Sebastian Gallehr. Die Folgen können hier angehört werden.

Seit Frühjahr 2019 führt der europäische Wirtschaftsverband European Business Council for Sustainable Energy (e5) (federführend) in Kooperation mit dem Blockchain Bundesverband (Bundesblock) und dem Verein zur Erforschung zukunftsfähiger Lebensweisen ein Dialogprojekt durch, dass die nachhaltigkeitspolitischen Chancen und Risiken der Distributed-Ledger-Technology zum Gegenstand hatte. Mit der neuen Technik, die zeitweise große mediale Aufmerksamkeit erhielt, ist der Anspruch verbunden, den Aufwand für Geschäfts- und Verwaltungsprozesse enorm zu reduzieren. Sie ermöglicht selbst die kleinsten Aktivitäten sicher zu dokumentieren, beispielsweise bei der Ausführung von Dienstleistungen oder der Verwaltung bzw. Überprüfung von Geldflüssen und Vertragserfüllungen.

Doch was bedeutet der Einsatz dieser neuen Automatisierungssysteme für die nachhaltige Entwicklung der Erde? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich in Hinblick auf Natur und natürliche Ressourcen, auf Arbeitnehmerbelange, Verbraucherschutz, Bürgerrechte, (internationale) Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe? Und wie können Entwickler*innen von DLT- und Smart Contract Systemen dafür gewonnen werden, solche Systeme so auszurichten, dass sie zukunftsfähige Lebensweisen stärken? Das Projekt hat das Ziel, durch Tagungen, Workshops und eine Podcast-Reihe über nachhaltigkeitspolitische Aspekte dieser Technik zu informieren und Zivilgesellschaft wie Wissenschaft dazu zu ermutigen, sich unter diesem Gesichtspunkt mit der neuen Technik auseinander zu setzen.

Die Folgen können hier angehört werden.

 

 

 

Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.

 
Logo des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Logo des Umweltbundesamts

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt ausschließlich bei den Autorinnen und Autoren.

 
Politics of Blockchain -25.10 bis 27.10.2019 Offenbach

BendMakeChange 2019: Politics of Blockchain

BendMakeChange 2019:
Politics of Blockchain

25. – 27. Okt. 2019, Offenbach am Main

Für die einen ist sie der neue digitale Heilsbringer: Sie soll unseren Alltag revolutionieren, die Banken und Staaten überflüssig machen, die Menschen autonom und selbstbestimmt. Für die anderen ist sie ein überschätzter Hype, der nicht nur enorm viel Strom verbraucht, sondern den Unternehmen unsinnigste Digitallösungen mit verteilten Datenbanken verkaufen will. Und wieder andere halten sie für den feuchten Traum all jener Konzerne und Behörden, die nicht nur unseren Alltag durchkommerzialisieren, sondern auch komplett durchleuchten wollen.

Es geht um die Blockchain. Genauer gesagt: Um digitale Anwendungen, die auf Distributed-Ledger-Technik und darauf aufbauenden Smart Contract Systemen beruhen. Blockchain-basierte Anwendungen sind davon nur eine Variante. (Und nicht immer ist bei dem, was als Blockchain angepriesen wird, tatsächlich Blockchain drin.) Angekündigt und entwickelt wird viel, z.B. Digitale Zahlungsmittel, Direktbezahlsysteme für Musiker*innen, Herkunftsdokumentation von Edelsteinen, fälschungssichere biometriegestützte Identitäten für Flüchtlinge,

Welche Anwendung, welches Geschäftsmodell wird das Rennen machen? Die als „Stable Coin“ angekündigte Kryptowährung Libra des sozialen Netzwerks Facebook, das so sein Datengeschäft mit 2 Milliarden Nutzer*innen auf Zahlvorgänge ausweiten will und womöglich zukünftig Einfluss auf ganze Nationalökonomien erhalten würde? Blockchainbasierte Crowdworking-Anwendungen, mit denen Mikro-Selbstständige Geld verdienen? Systeme für die Finanzierung und den selbstbestimmten Kleinhandel von Strom aus Sonne, Wind, Wasser?

Wie auch immer: Die neuen digitalen Automatisierungssysteme werden zu einer Veränderung der Machtverteilung und zu Abhängigkeiten führen. Welche Rolle sollen dabei soziale Rechte, Ökologie, Datenschutz, Mitbestimmung und Demokratie spielen? Welche Wirkungen werden die Systeme auf die betroffenen Menschen haben? Wer wird an ihrer Gestaltung mitwirken? Welches Menschenbild setzen sie voraus?

Es ist Zeit einen kritischen Blick auf die Technik zu werfen, auf mögliche Risiken, aber auch auf soziale und ökologische Chancen und Möglichkeiten. Und zwar so, das es unser Urteil schärft und nicht nur Buzzword-Geschwafel oder pauschale Statements wiederholt. Das soll die diesjährige Ausgabe der BendMakeChange – Festival for DIY-Engagement vom 25. bis 27. Okt. 2019 in Offenbach.

Sprechen werden u.a.

  • Veronika Kütt (Frankfurt School Block­chain Center der Frankfurt School of Finance & Management): Bitcoin – die Grammatik der Block­chain Techno­lo­gy verstehen
  • Prof. Dr. Verena Kuni (Lehrstuhl für Visuelle Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt): Lernen von und mit Kunst: (ÜBER-) LEBEN IN KETTEN Blockchain & Bio-Diversität
  • Felix Förster (OLI SharEnergy): Welche Energie steckt in der Blockchain? – Was gerade in der Energie­wirtschaft passiert.
  • Moritz Hütten (Darm­stadt Business School u. Zentrum für Nach­haltige Wirt­schafts- und Unter­nehmens­politik): Kein Block auf Arbeit? – Blockchains und die Zukunft der Arbeit
  • Oliver Vettermann (FIZ Karls­ruhe): imagine a world like that – Ein dystopischer Überblick zur Blockchain-Strategie der Bundes­regierung
  • Rebecca Johnson (Block­chain-Architektin): Blockchain aus der Practitioner Sichtweise
  • Benedikt Rein: Herrschaft über die Blockchain (Monopolisierung in der Digitalwirtschaft)

Am Sonntag gibt es wie jedes Jahr den obligatorischen DIY-Workshop-Teil. Weil insbesondere die Energiewirtschaft mit Smart Contracts zur dezentralen Energieverteilung experimentiert, bauen wir Im Workshop Workshop: „Bau deine eigene Energiewende!“ gemeinsam mit Lars Zimmermann von Mifactori, sowie mit Mina und Philipp von der Universität Saarbrücken eine Opensource Windturbine. Unter Anleitung der drei ist der Errichtung der Windmühle für jede/n relativ leicht. Sie ist teilweise aus Recyclingmaterial, und hat – dank ihrer vertikalen Konstruktion – eine erstaunlich hohe Energieeffizienz.

Da wir diese auch ans Netz bringen wollen, und außerdem sehen wollen, ob eine Blockchain-Anwendung als Smartmeter auch benutzerdatenfreundlich sein kann,  werden wir in einem Blockchain for Good-Hackathon mit den Opensource-Smartmeter-Experten von OLI SharEnergy einen Hackathon durchführen. Ziel ist es am crowdfinanziertem Ausbau von Windkraftanlagen zu arbeiten, basierend auf kostengünstigen Raspberry-Pi Smartmetern. Durch Ethereum basierter Adressierbarkeit von Kleinerzeuger-Potenzialen wird es möglich, lokale Erzeuger*innen und Crowdfunder miteinander zu vernetzen. Zusätzlich sollen die Nutzer*innen mehr Kontrolle über ihre entstehenden Daten bekommen.

Vorträge, Talks und Workshops der BendMakeChange finden erstmals im neu eröffneten Heimcomputer & Konsolenmuseum Digital Retro Park und dem zugehörigen Commons Cafe in der Öffenbacher Innenstadt statt. Das abendliche Konzertprogramm kann mensch sich es wie jedes Jahr im Waggon am Kulturgleis zu Gemüte führen, direkt am Main, auf der Höhe des Isenburger Schlosses.

Die Teilnahme am Tagungs- und Workshop-Programm ist kostenlos.

Ausführliches Programm hier.